Hans Zender

Hans Zender, geb. 1936, studierte Komposition, Klavier und Dirigieren an den Musikhochschulen in Frankfurt und Freiburg. Schon in den fünfziger Jahren kam er in direkten Kontakt mit führenden Komponisten der Avantgarde wie Karlheinz Stockhausen und Pierre Boulez. Seit seinem Studienabschluss war Hans Zender international als Dirigent tätig, unter anderem an den Opernhäusern in Bonn, Hamburg und Brüssel.
Von 1971 bis 1984 war er Chefdirigent des Sinfonieorchesters des Saarländischen Rundfunks, von 1999 bis 2007 ständiger Gastdirigent des SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. An allen seinen Wirkungsstätten widmete sich Hans Zender intensiv der Neuen Musik und ganz besonders dem Schaffen von Olivier Messiaen, Bernd Alois Zimmermann, Giacinto Scelsi und Helmut Lachenmann.
Sein umfangreiches und vielgestaltiges kompositorisches Œuvre wird von der Vokalmusik dominiert. Zender fasste verschiedene Werke durch gemeinsame Titel oder Untertitel zu übergreifenden Reihen zusammen. Folgen wie „Hölderlin lesen“ oder „Cantos“ sind durch die Auseinandersetzung mit meist avantgardistischer Literatur gekennzeichnet, in den „Lo Shu“- und „Kho“-Kompositionen zeigen sich fernöstliche Bezüge. In seinen bisher drei musikdramatischen Werken „Stephen Climax“ (nach James Joyce, 1979–84), „Don Quijote de la Mancha“ (1989–94) und „Chief Joseph“ (im Auftrag der Staatsoper Berlin, uraufgeführt 2005) verfolgt Zender einen experimentellen, collageartigen Ansatz, der sich weit von konventioneller Dramatik entfernt.
Ein breiteres Publikum erreicht Hans Zender mit seinen „komponierten Interpretationen“, Bearbeitungen großer Werke der Tradition wie Schuberts „Winterreise“.
Unter dem Titel „Die Sinne denken“ erschienen 2004 seine gesammelte „Texte zur Musik“. Darin setzte sich der Musiker mit historischen, philosophischen, ästhetischen und kulturkritischen Fragestellungen auseinander.
Für sein Wirken erhielt Hans Zender zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter den Goethepreis der Stadt Frankfurt. Er ist Mitglied der Akademien der Künste in Hamburg, Berlin und München.