Dmitri Schostakowitsch

Neben Igor Strawinsky und Sergei Prokofjew darf Dmitri Schostakowitsch als der wohl bedeutendste russische Komponist des 20. Jahrhunderts angesehen werden. Er schrieb Musik für nahezu alle Genres. Von Stummfilmmusiken über 15 Sinfonien und 15 Streichquartette, großartige Kammermusik- und Klavierwerke bis hin zu seiner weltberühmten Orchestrierung von Vincent Youmans „Tea for Two“ reicht die Palette. In der Orchesterbehandlung und Instrumentation ist er mit Gustav Mahler seelenverwandt. Sein Verhältnis zum politischen System in der sozialistischen und stalinistischen Sowjetunion war nach außen ambivalent. Sein Einsatz gleichermaßen wie sein Auflehnen gegen das System prägten sein Leben und seine Persönlichkeit in außergewöhnlichem Maß. Nach ersten Erfolgen und einer kurzen experimentellen Schaffensphase markiert die Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ einen deutlichen Einschnitt in seinem künstlerischen Leben. Infolge einer vernichtenden Stalin-Kritik wurde die Oper nach einer erfolgreichen Aufführungsserie abgesetzt und erst 25 Jahre später vom Komponisten in einer entschärften Fassung unter dem Titel „Katerina Ismailowa“ neu herausgegeben. Die staatliche Kritik vornehmlich an seinen Sinfonien Nr. 8 und 9, die dem Sieg der Sowjetunion über Hitler-Deutschland nicht die erwünschte triumphale Huldigung dargebracht hatten, gipfelte 1948 in einem scharf formulierten ZK-Beschluss, der die Musik Schostakowitschs und anderer russischer Komponisten als „formalistisch“ und „volksfremd“ verurteilte. Zeitweilig verlor er daraufhin seine Lehrämter. Nach Stalins Tod errang Schostakowitsch wieder mehr Anerkennung in der Sowjetunion, begünstigt vor allem durch zahlreiche Aufführungen und Ehrungen im Ausland, wohin er nun des öfteren reiste.